Gute Kita-Plätze für Berlin
Gute Kita-Plätze für Berlin!
Gute Kita-Plätze für Berlin!
Die Berliner Träger- und Kita-Landschaft ist ebenso vielfältig und heterogen wie die Ge-sellschaft der Stadt. 1.214 Träger mit insge-samt 2.819 Kindertageseinrichtungen und 177.100 angebotenen Plätzen im Jahr 2021 bilden ein breites Spektrum ab. Es überwie-gen kleine und mittlere Träger. In den letzten fünf Jahren gab es einen Zuwachs auf beiden Ebenen: 34 neue Kita-Träger und 354 Kinder-tageseinrichtungen sind seit 2016 hinzuge-kommen. Im selben Zeitraum kam es verein-zelt zu Schließungen von Einrichtungen oder Aufgabe eines Trägers, beispielsweise auf-grund von Mieterhöhungen.
Eltern haben nach §5 SGB VIII ein Wunsch- und Wahlrecht bei der Wahl des Kita-Platzes: Pädagogisch-konzeptionelle, verbandliche und strukturelle Unterschiede sind eine Be-reicherung für die Berliner Kita-Landschaft. Diese Vielfalt macht es Eltern möglich, ihr Wunsch- und Wahlrecht auszuüben. Von der kleinen Elterninitiativ-Kita (EKT) mit 15 Plätzen in einem Ladengeschäft bis hin zu großen kommunalen Kitas mit weit über 200 Plätzen im Funktionsbau, Waldkindergärten, umfunk-tionierten Villen und Einfamilienhäusern - in Berlin ist vieles zu finden. Bei aller Unter-schiedlichkeit auch hinsichtlich pädagogischer Konzeptionen eint alle Kindertageseinrich-tungen und Träger das Ziel, allen Kindern in-dividuelle Lernorte im Rahmen einer alltagsin-tegrierten frühkindlichen Bildung auf der Grundlage des Berliner Bildungsprogramms zu bieten.
Das BERLINER KITABÜNDNIS setzt sich aktiv dafür ein, dass jede Familie für ihr Kind einen Kita-Platz finden kann. Neben dem weiteren Platzausbau muss es zunehmend um die Fra-ge des Erhalts vorhandener und gut etablier-ter Kita-Plätze gehen. Viele Einrichtungen befinden sich in älteren Gebäuden mit sanie-rungsbedürftiger Bausubstanz oder in gemie-teten Gewerberäumen mit steigenden Mie-ten. Diese Problematik von im Bestand ge-fährdeten Plätzen wird seitens der Träger und Verbände seit Jahren angesprochen. Es ist fünf vor zwölf! Für beides müssen Lösun-gen gefunden werden, damit jeder Kita-Platz erhalten bleibt.
Wie viele Plätze braucht Berlin?
Für einen Kita-Ausbau, der den Rechtsan-spruch auf einen Platz in der Kindertagesbe-treuung ab dem vollendeten ersten Lebens-jahr gewährleistet und den noch unerfüllten Bedarf der Eltern deckt sowie das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern endlich wieder er-möglicht, fehlen in den kommenden fünf Jahren mindestens 20.000 Kita-Plätze in Ber-lin. Entgegen der Kita-Entwicklungsplanung des Landes Berlin (KEP) geht das BERLINER KITABÜNDNIS gestützt auf den Kinderbe-treuungsreport 2021 des Deutschen Jugend-instituts (DJI) von einem höheren unerfüll-ten Bedarf der Eltern aus. Will das Land Berlin den Bedarfsschätzungen des DJI folgen, muss in den nächsten fünf Jahren eine Versor-gungsquote von 59 Prozent der unter 3-Jährigen und von 97 Prozent der über 3-Jährigen erklärtes Ziel der Politik sein.
In der folgenden Tabelle werden die vom DJI ermittelten Bedarfe von Eltern den Orientie-rungswerten, die dem KEP zugrunde liegen, gegenübergestellt. Vergleicht man die in der
DJI-Studie ausgewiesenen Bedarfe mit der Versorgungsquote zum Stichtag 1. März 2021 von 47,3 Prozent bei den unter 3-jährigen Kindern und von 92,6 Prozent bei den drei- bis 6-jährigen Kindern, so ergibt sich daraus ein Delta von 11,7 Prozentpunkten der Un-terversorgung mit U3-Plätzen und von 4,4 Prozentpunkten der Unterversorgung mit Ü3-Plätzen.
Bei der eigenen Berechnung wird davon aus-gegangen, dass die Anzahl der Kinder in der Altersgruppe über den Zeitraum stabil bleibt.
Was ist ein qualitativ guter Kita-Platz?
Eine durchdachte Raumgestaltung hat ele-mentare Bedeutung für das psychische und physische Wohlbefinden und die ganzheitli-che Entwicklung eines Kindes. Räume in der Kita [...] sollen deshalb Wohlfühl-, Bewe-gungs-, Forschungs- und Experimentierfelder sein, in denen alle Sinne der Kinder ange-sprochen werden. Die Räume und Materia-lien sollen zum Bewegen, Nachdenken, Ent-decken und Spielen anregen. Sie sollen Kin-dern ausreichend Gelegenheiten bieten, unterschiedlichen Bedürfnissen, Interessen und Aktivitäten nachzugehen. Räume sollen Kinder herausfordern, die eigenen Grenzen auszuprobieren und neue Welten zu er-obern. Bei der Raumgestaltung ist daher im-mer zwischen der besonders ausgeprägten Explorationslust gerade der jüngsten Kinder und ihren besonderen Schutzbedürfnissen abzuwägen.
Neben der Einhaltung der sicherheitstechni-schen Anforderungen soll bei der Planung der Räume ein besonderer Wert auf Nachhaltig-keitsaspekte gelegt werden. Verwendete Materialien müssen unbelastet und frei von Schadstoffen sein. Die meisten der großen Berliner Kitas verfügen über großzügige Au-ßenflächen mit vielfältigen Bewegungs- und Wahrnehmungsmöglichkeiten. Sie eignen sich ausgezeichnet, um Natur zu erkunden, zu säen, zu pflanzen, zu ernten. Sie ermögli-chen so Kindern und auch den Familien, die in eng bebauten Einzugsbereichen wohnen, sich täglich im Freien aufzuhalten und ge-meinsam tätig zu werden.”
Um diesen Anforderungen an Raumqualität gerecht werden zu können, braucht es flexib-le Raumkonzepte, die Kindern in einer urba-nen Situation ausreichend Bewegungs-, Erlebnis- und Spielflächen bieten.
Was kostet jeder (weitere) Kita-Platz und in welcher Höhe müssen Fördermittel bereit-gestellt werden?
Sowohl die beschriebenen qualitativen An-forderungen im Zusammenhang mit jedem neu zu schaffenden Kitaplatz, als auch die mehrere Monate in Anspruch nehmende Planungs-, Antrags- und Ausschreibungspha-se, in denen immer wieder Anpassungen und Änderungen vorzunehmen sind, führen auf Seiten der Träger zu enormen Verteuerun-gen des Bauvorhabens. Aktuell explodieren-de Materialpreise sowie eine Verlängerung von Bauzeiten wegen fehlenden Materials oder Nachträgen am Vorhaben, erhöhen die Bausumme zusätzlich.
Schaffung sowie Erhalt von Kita-Plätzen in einem Bestandsgebäude erfordern oftmals aufgrund veränderter Vorgaben, z.B. beim Brand- oder Denkmalschutz, weitreichende Maßnahmen der Modernisierung. So können gesetzliche Änderungen, aber auch Fragen der Statik oder Nachhaltigkeit sowie Barriere-freiheit zu einer deutlichen Steigerung der Baukosten führen. In sehr vielen Kitas wird im laufenden Betrieb gebaut, was zu Belastun-gen bei Fachkräften und Kindern aber auch zu verlängerten Bauzeiten führt.
Notwendigerweise anfallende Kosten für die Herstellung eines betriebsfähigen Kita-Platzes finden sich in der Berichterstattung des Ausschuss Stadtentwicklung und Woh-nen . Hier wird berichtet, dass den 1.200 Plät-zen, die durch Modulare Kita-Bauten (MO-KIB) bei den Kita-Eigenbetrieben entstehen, Kosten in Höhe von 7,2–8,3 Mio. EUR zuge-ordnet sind. Dies bedeutet umgerechnet Kosten pro Kita-Platz im Neubau in Höhe von rund 60.000 bis rund 69.000 EUR. Freie Träger beziffern die Herstellungskosten pro be-triebsfähigem Platz (inklusive der notwendi-gen Betriebsausstattung) auf mittlerweile bis zu 56.000 EUR inklusive der Baukostensteige-rungen in Höhe von 16,5 Prozent zwischen August 2021 und August 2022. Damit wird deutlich, dass die Höhe der aktuellen Förder-pauschale mit 30.000 EUR nicht nur nicht aus-reichen wird, um einen weiteren Kita-Platz zu schaffen, sondern für den Träger einen zu erbringenden Eigenanteil in Höhe von rund 46 Prozent der entstehenden Kosten darstellt.
Wie stellen wir sicher, dass Plätze dort ent-stehen, wo sie gebraucht werden?
Die Betreuungssituation in den Berliner Bezir-ken stellt sich aktuell recht unterschiedlich dar. Aus der Kinder- und Jugendhilfe-Statistik Berlin-Brandenburg wird deutlich, dass ins-besondere in sozial schwächeren Bezirken, wie z.B. in Reinickendorf und Neukölln die Betreuungsquoten unterdurchschnittlich sind. In bestimmten Sozialräumen der Stadt besuchen nicht nur weniger Kinder unter drei Jahren eine Kita. Die geringere Betreuungs-quote fällt in diesen Gebieten auch mit einem hohen Bedarf an pädagogischer Unterstüt-zung von Kindern und Familien zusammen.
Um diesen Bedarfen entsprechen zu können und allen Kindern frühe Bildungs- und Teilha-bemöglichkeiten zu eröffnen, setzt sich das BERLINER KITABÜNDNIS für eine vorrangi-ge Förderung des Platzausbaus in den sozia-len Brennpunktkiezen der Stadt ein. Bereits eingereichte Anträge sollten vorrangig be-handelt und der weitere Ausbau durch eine bedarfsgerechte, bezirkliche Jugendhilfepla-nung gezielt gesteuert und unterstützt wer-den. Dazu gehört auch ein durch die Bezirks-verwaltung initiierter Austausch mit Kita-Trägern im Sozialraum über mögliche „Stol-persteine“ beim Kita-Platzausbau und deren Lösung.
Warum müssen wir beim Platzausbau und Platzerhalt schneller werden?
In sozialen Brennpunktgebieten kommt es darauf an, Familien besser zu erreichen und sie dafür zu gewinnen, ihr Kind in eine Kita zu geben. Hierfür werden geeignete Formen der Ansprache benötigt, wie z.B. über aufsu-chende Sozialarbeit sowie durch weitere Vereinfachung des Zugangs zur Kita. Die im Koalitionsvertrag 2021-2026 beschriebenen Prüfaufträge zur Verbesserung der Chancen-gerechtigkeit und der Zusammenarbeit mit den Familien werden vom BERLINER KITABÜNDNIS begrüßt. Auch der einmal geplante aber bisher nicht realisierte "Will-kommensgutschein" für jedes Kind mit der Vollendung des ersten Lebensjahrs wäre es wert, erneut mit in die Umsetzung aufge-nommen zu werden. Es darf aber nicht bei der Erprobung bleiben. Das BERLINER KITABÜNDNIS hat die Erwartung, dass die nächste Regierung dieses Vorhaben zur Um-setzung bringt.
Weiterer Handlungsbedarf wird bei der Be-schleunigung der baurechtlichen Genehmi-gungsverfahren gesehen. Aktuell müssen Berliner Familien die Erfahrung machen, dass ihrem zugesicherten Rechtsanspruch auf ei-nen Kita-Platz nicht überall zeitnah und wunschgemäß entsprochen werden kann. Für eine schnellere Bereitstellung der Kita-Plätze werden u.a. auch zügige Genehmi-gungsverfahren und eine bessere Abstim-mung aller Beteiligten in den Bezirken benö-tigt. Bezirklich verortete Stabsstellen, die Kitaträger durch die Prozesse innerhalb der verschiedenen beteiligten Bezirksämter (Bau, Stadtentwicklung, Veterinär, Gesundheit, Grünflächen, Denkmalschutz…) lotsen, sind nach wie vor wünschenswert, um Prozesse zu beschleunigen.
Kindheit in einer Kita ist kurz und beträgt in der Regel 4,5 Jahre. Keiner Familie mit einem aktuellen Bedarf nutzt die Zusage auf einen Kita-Platz in drei Jahren.
Anlage - Bau- und Ausstattung: