Zeit für Dialog

Zeit für Dialog!

Zeit für Dialog!

Das BERLINER KITABÜNDNIS setzt sich da-für ein, dass jeder pädagogischen Fachkraft ausreichend mittelbare pädagogische Arbeit (mpA) zur Verfügung steht. Zur mpA zählen beispielsweise die Vor- und Nachbereitung pädagogischer Aktivitäten, Entwicklungsdo-kumentationen, Absprachen im Team, Ko-operation mit der Grundschule, Vernetzung im Sozialraum und – derzeit besonders wich-tig – Zeit für Dialog mit Familien.

Zeit für den Dialog mit Familien ist wichtig!

Alle Kinder profitieren unmittelbar von einer vertrauensvollen Bildungs- und Erziehungs-partnerschaft zwischen pädagogischen Fach-kräften und Familien. Sie verstärkt die Wir-kung der pädagogischen Arbeit in der Kita. Bildungs- und Erziehungspartnerschaft in wechselseitiger Anerkennung bietet die Grundlage für eine Verständigung über Bil-dungs- und Erziehungsvorstellungen der Fa-milien und in der Kita. Sie sichert das Recht auf Beteiligung der Eltern und Kinder. Viele Eltern wünschen sich mehr Informationen und einen kontinuierlichen Austausch über die Entwicklung ihres Kindes und andere An-liegen und Themen rund um den Kita-Alltag. Dieser Bedarf geht weit über das jährliche Entwicklungsgespräch hinaus. Dabei ist auch der Beratungs- und Unterstützungsbedarf von Familien gestiegen. Gründe hierfür sind etwa gestiegene Ansprüche an Erziehung, Bildung und Förderung von Kindern, zuneh-mend diverse Familienmodelle und Wech-selmodelle, Druck durch Arbeitgeber:innen und Existenzängste.

Kitas brauchen Zeit für die Kooperation und Vernetzung im Sozialraum!

Das Berliner Bildungsprogramm formuliert einen klaren Auftrag unter anderem zur Ko-operation „mit anderen unterstützenden Diensten wie Kinder-, Jugend- und Familien-hilfe, Schulen, Kinderärzte, um den Familien eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Unterstützung anbieten oder vermitteln zu können.“ Kitas sind häufig die erste Anlauf-stelle für Familien mit vielfältigsten Bera-tungsbedarfen. Sie treffen hier auf pädagogi-sche Fachkräfte, denen sie vertrauen. Das Ziel der Beratung durch Kita ist oft, eine kon-krete weiterführende Unterstützung durch andere Institutionen (Familienzentren, Bera-tungsstellen etc.) zu vermitteln, damit Eltern auch unter schwierigen Lebensumständen ihre Erziehungsverantwortung weiterhin gut wahrnehmen können und chancengerechtes Aufwachsen und Teilhabesicherung für alle Kinder erreicht werden kann. Dieser erhöhte Bedarf an Unterstützung, Kooperation und Dialog mit den Eltern fordert auch mehr Zeit für den Austausch innerhalb der multiprofes-sionellen Teams in einer Kita.

Zeit für das Team ist wichtig!

Regelmäßig stattfindende Teamsitzungen, Fachberatung, Fortbildungen und Supervision schaffen Raum für die gemeinsame Qualifika-tion und stärken die Beziehung und das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen zuei-nander. Laut dem Statistischen Bericht aus Berlin arbeiteten im März 2022 knapp 60% der Mitarbeiter:innen weniger als fünf Jahre in ihrer derzeitigen Kita. Fachkräfte berichten, dass sie sich seit Jahren mit ihren Teams in sich wiederholenden Prozessen des Onboar-dings und der Einarbeitung befinden. Nicht nur hierfür brauchen die Kita-Teams mehr Zeit. Damit Mitarbeiter:innen bleiben und eine für die Kinder so wichtige Kontinuität der Teams gewährleistet werden kann, brauchen die Mitarbeiter:innen mehr Team-Zeit.

Zuletzt wurde in den 1970er Jahre die Zeit für mittelbare pädagogische Arbeit (mpA) konk-ret festgelegt, demnach stehen pädagogi-schen Fachkräften 8,5% der Arbeitszeit für mpA zur Verfügung. Mit Blick auf die Berliner Kitas kann heute jedoch von einem Arbeits-zeitbedarf von 23% ausgegangen werden. Der Personalschlüssel muss daher (in Anleh-nung an die Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung) klar die unmittelbare Tätigkeit mit dem Kind (Fachkraft-Kind-Relation) und die Zeiten in Abwesenheit (mpA, Fortbildungen, Urlaub und Krankheit) ausweisen.

Kitas brauchen Mittel zur Unterstützung der Teams bei ihren vielfältigen Aufgaben!

Im Rahmen von Bundesprogrammen, aber auch darüber hinaus wurden in den vergan-genen Jahren unterschiedliche Maßnahmen und Instrumente erprobt, die Kita-Teams und Leitungen entlasten und bei der Bewältigung ihrer vielfältigen und wachsenden Aufgaben unterstützen sollten (Zeit für Anleitung, Lei-tungsschlüsselerhöhung, Heilpädagogischer Fachdienst, Praxisunterstützung, Sprach-Kitas, BISS, Elternchance). Hier setzt sich das BERLINER KITABÜNDNIS dafür ein, dass die im System befindlichen Fachkräfte gesichert werden und fordert eine Verstetigung der bestehenden Unterstützung durch das Kita-Qualitätsgesetz. Kinder und Familien erhalten Anregungen und Begleitung. Personelle Kon-tinuität in der Kita unterstützt verlässliche Beziehungen, die für Dialog mit Kindern und Familien gleichermaßen bedeutsam sind. Die Verstetigung von Fachberatung sichert für Kitas eine Prozessbegleitung, die für die pä-dagogische Qualität deutlich wirksamer ein-geschätzt wird als einzelne Fortbildungen. Damit ist Fachberatung auch eine Antwort auf den aktuell hohen Qualifizierungsbedarf in Kitas, der durch Fluktuation (Einarbeitung in Dauerschleife), Quereinstieg und weitere Modelle der Arbeit in multiprofessionellen Teams.
Wir sehen zudem, dass Berlins Kitas mit grö-ßeren Herausforderungen, wie erhöhten Bedarfen für Sprachförderung und sozial be-lasteter Familien konfrontiert sind. Vor allem die Kitas, die sich in besonderen Belastungssi-tuationen befinden, sollten ein Budget erhal-ten, über welches sie verschiedene Unter-stützungsangebote, Instrumente und Pro-gramme passgenau für ihre individuellen Be-darfe finanzieren können.